Montag, 30. Oktober 2017

Kulturwandel bei der Deutschen Bank: Fünf Gründe für den Misserfolg (Teil 1)


„Denn sie wissen nicht was sie tun“ beschreibt es am Besten: Das Stochern im Nebel auf der Suche nach einer neuen Bankkultur. Berichte in der Presse reißen nicht ab. Die Deutsche Bank ist auf der Suche nach einem neuen Kurs, aber mit dem Findungsprozess – so der übereinstimmende Tenor – hakt es gewaltig.


Vor Kurzem erst wurde auf heute.de gemeldet, dass die Bank den dritten Anlauf in drei Jahren nimmt. Eine auffällige Rolle spielt in den Berichten das Schlagwort vom Kulturwandel: Man gebe man sich bei der Bank seit Jahren Mühe, den „Weg der Läuterung“ von den milliardenteuren Skandalen zu beschreiten. Erfolge seien jedoch kaum erkennbar.


„Das Ende der Exzesse“ wurde bereits im Sommer 2012 ausgerufen, aber es hat seitdem augenscheinlich nicht die gewünschten Fortschritte gegeben. Die berichteten Schwierigkeiten können jedoch kaum verwundern, wenn man sich vor Augen führt, was es wirklich bedeutet, in einer Organisation wie der Deutschen Bank den kulturellen Turnaround nicht nur zu beschwören, sondern in die Tat umzusetzen. Dass für den Kulturwandel eine „Verordnung von oben“ oder ein einmaliger, meist halbherziger Kraftakt des Top Management völlig unzureichend sind, ist seit Jahren auch bei anderen Unternehmen wie Volkswagen, Samsung, Thyssen Krupp und neuerdings auch Uber zu beobachten. Dort kämpfen die Führungskräfte mit massiven kulturellen Schwierigkeiten, ähnlich wie bei der Deutschen Bank, mit bestenfalls mäßigem Erfolg.


Offensichtlich haben es die ehemaligen Co-Vorstandsvorsitzenden Jürgen Fitschen und Anshu Jain unterlassen, den Kraftakt im Voraus richtig und realistisch einzuschätzen. Der völligen Vernachlässigung zum Opfer gefallen ist die Disziplin, komplexe Veränderungsprozesse gemeinsam mit den Führungsmannschaften vom Ende her zu denken, Lösungen zu finden und die richtigen Schritte konsequent zu gehen. Meine Prognose ist: Das Negativszenario wiederholt sich unter der neuen Führung. Aber nicht nur das. Es verfestigt sich zur Sklerose angesichts einer tiefverwurzelten kulturellen Kurzsichtigkeit der verantwortlichen Bankmanager. Warum?

Faktoren, die eine Negativprognose für den Kulturwandel in einer Organisation wie der Deutschen Bank stützen, lassen sich in fünf wesentlichen Ursachen zusammenfassen:


1) Kulturblindheit im Management blockiert das Wirken weniger, zum Wandel tatsächlich entschlossener Führungskräfte


2) Die Aufgabe, ein tragfähiges Commitment auf- und auszubauen wird von den Bankmanagern völlig unterschätzt


3) Die Bereitschaft der Bankmanager, sich mit der aktuell gelebten Kultur offensiv auseinanderzusetzen, ist nur dem Anschein nach vorhanden


4) Das Handwerk, Kulturziele professionell zu entwickeln, wird von den wenigsten Führungskräften der Bank beherrscht


5) Bankmanager fallen an den Moments of Truth des Kulturwandels durch



Die Wirkungen der fünf Ursachen sind – wie nicht nur aus anderen komplexen Managementfeldern, sondern auch aus alltäglichen Lebenssituationen bekannt – nicht unabhängig voneinander. Die Ursachen verstärken sich gegenseitig und führen wie im Fall der Deutschen Bank zu Blockaden, zum Drehen im Kreis und schließlich zur Bewegung „zurück auf Los“, wie es in dem Bericht von heute.de plakativ ausgedrückt wird.

Was ist die Lösung? Einfache Kochrezepte und Insellösungen sind es mit Sicherheit nicht. Der Weg, der über professionelle Führung führt, wird in Teil 2 erläutert.  


Teil 2 erscheint in Kürze an dieser Stelle.

Oder fordern Sie ihn an unter info@drklauseckrich.de